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Nerd-Faktor – die Persönlichkeit von Nerds

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Der “Nerd-Faktor” ist ein Gastartikel von Lars Lorber, seines Zeichens Mitnerd von typentest.de. Auf seiner Seite und in seinem Blog beschäftigt er sich mit verschiedenen Persönlichkeitstypen und deren Ausprägungen. Was für ein Typ Du bist, lässt sich auf seiner Seite mit Hilfe eines 4 Minuten Persönlichkeitstests heraus finden. Mich wundert kaum, dass ich dort ITLG-Wissenschaftler bin, was auch sonst als ordentlicher Nerd? 8) Nun viel Spaß mit seinem Beitrag über die Persönlichkeit von – wie passend – Nerds! Danke Lars!

Von Aliens, Piraten, ungewöhnlichen Kellerkindern und ganz viel Offenheit.

Zunächst einmal, für die wenigen, die sie nicht kennen (Hallo Mama & Papa!), die Definition eines Nerds:

Ursprünglich bezeichnet das englische Wort Nerd einen sozial ungeschickten, oft sehr intelligenten und seltsam wirkenden Sonderling, Streber oder Fachidioten. Früher war der Nerd meistens ein Außenseiter. Jemand der sich mit eigenartigen Dingen beschäftigt hat und von den meisten Menschen skeptisch oder verständnislos beäugt wurde.

Wir definieren ihn aber heute etwas anders: für uns ist ein Nerd einfach ein Mensch, der mit Leidenschaft seine Interessen verfolgt, der das Ungewöhnliche und Neue liebt. Meist mit einer Vorliebe für Technik, Computer, Wissenschaft, Spiele, Science Fiction oder Fantasy. Die vorher genannten Klischees treffen heute nicht mehr für den Gebrauch des Wortes Nerd zu. In Zeiten von Facebook, Piratenpartei und mobilem Internetzugang ist nerdig sein mittlerweile in. Serien wie The Big Bang Theory haben den Nerd in den Mainstream gehievt. Fan von Game of Thrones, Star Wars oder Herr der Ringe zu sein ist heutzutage ganz normal.

Woran erkennt man Nerds?

Als Detektor für die Nerd-Persönlichkeit nutzen wir die wissenschaftlichen Big Five, die fünf großen Persönlichkeitseigenschaften: Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und emotionale Instabilität. Welche dieser fünf Persönlichkeitseigenschaften sind typisch für Nerds, welche Eigenschaft ist die Nerd-Macht, der heilige Gral der Nerdigkeit, der Nerd-Faktor? Es ist die…

Offenheit für neue Erfahrungen. Oft auch als Faktor für Intellektualität, Liberalismus, Kreativität, Hang zum Ungewöhnlichen oder Andersartigen bezeichnet. Menschen mit einer hohen Ausprägung in diesem Persönlichkeitsfaktor sind aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen, neuen Herangehensweisen, Fantasie, komplexen Theorien, intellektuellen Anregungen, tiefergehenden Empfindungen und philosophischen Gedanken.

Besonders stark vertreten sieht man die Offenheit für neue Erfahrungen bei der Piratenpartei, der Nerdpartei schlechthin: alte politische Konventionen werden über Bord geworfen, man ist offen für neue Modelle, denkt viel nach und probiert viel aus. Sie sind das Gegenteil vom Konservativen, unteren Ende der Offenheits-Skala: weniger offene Menschen kommen auf dem Nerd-Level nicht über die erste Welt hinaus. Ihr Motto ist: “alles soll so bleiben, wie es ist”. Das klingt nach einem Credo der Hobbits, die in ihrer schönen heilen Welt in Mittelerde leben. Doch wie wir wissen, mussten auch die Hobbits jemanden ausschicken, der sich den Veränderungen in der Welt um sie herum stellte. Einen kleinen Nerd namens Frodo, der das Neue und Unbekannte nicht fürchtete.

Alle Menschen – auch Nicht-Nerds – haben den Persönlichkeitsfaktor der Offenheit für neue Erfahrungen zu einem gewissen Grad in sich. Jeder liegt irgendwo auf einer Skala, quasi dem Levelsystem der Nerdigkeit. Die meisten von uns sind dabei ungefähr in der Mitte, aber manche haben einen sehr hohen Level: sie sind 60%ige Halbtags-Nerds oder 90%ige Vollnerds, die man an ihren T-Shirt-Sprüchen und Facebook-Postings leicht erkennt. Sie knacken locker den Nerd-Highscore der überdurchschnittlichen Offenheit für neue Erfahrungen. Ihre Welt ist nicht die des Alltäglichen, sondern die der Fantasie und Technik, des Lesens und Schreibens, des Denkens und Philosophierens, von Eve Online und World of Warcraft. Sie sind Liebhaber von Science Fiction und Fantasy, Filmen und Büchern, Comics und Mangas und suchen nach dem Ungewöhnlichen, dem Andersartigen. Vielleicht sehen sie sich auch ab und zu die Untiefen des Daily-Soap und Casting-Einheitsbreis an, aber ihr Herz schlägt für andere Dinge: für Luke Skywalker, Spiderman und die Ninja Turtles, Brett- und Computerspiele, Epic-Rüstungssets und Physik-Spielereien, für Computerplatinen und Blogbeiträge.

Aber hohe Nerdigkeit im Faktor Offenheit für neue Erfahrungen hat auch ihre Schattenseiten, die dunkle Seite der Macht: Nerds können sich schwer tun mit dem Alltäglichen, Normalen, Einfachen, dem Un-nerdigen. Sie können Probleme damit haben, ihre Gedanken und Fantasien für Normalos und Nicht-Nerds verständlich zu machen. Und manchmal werden sie nicht einmal von ihren Mit-Nerds verstanden. Sie können sich verlieren in ihren vielseitigen Interessen, in ihrer Fantasie gefangen und genauso weltfremd sein wie der konservativste Hinterwäldler. Sie können so erpicht darauf sein, alles neu und anders zu machen, dass sie den einfachen, althergebrachten Weg gar nicht mehr sehen, oder nicht sehen wollen.

Dafür entdecken und erschaffen sie Neues, erfinden und kreieren. Ich behaupte: von Sokrates über Thomas Edison bis Albert Einstein waren alle bedeutenden Denker und Wissenschaftler der Geschichte Nerds. Auf ihre Weise. Manche davon mehr, manche weniger. Denn sie alle hatten den elementaren Nerd-Faktor: eine hohe Offenheit für neue Erfahrungen. Unser heutiger Stand der Technik und Gesellschaft wäre ohne offene, unkonventionelle Denker wie Bill Gates, Steve Jobs oder Barrack Obama gar nicht denkbar. In der Literatur von Shakespeare bis Tolkien, oder im Film von George Lucas über Woody Allen bis James Cameron. Denn der Nerd-Faktor sorgt für Kreatives, Neues und Ungewöhnliches. Eben für Nerdiges.

Introvertierte Kellerkinder?

Wo wir gerade bei einsam arbeitenden Programmieren, Wissenschaftlern und Autoren sind: ein auch oft bei Nerds beobachteter Faktor ist Introversion – das Gegenteil von Extraversion. Introvertierte Menschen sind zurückhaltend, ruhig, verbringen lieber Zeit alleine oder mit auserwählten Freunden als in großen Gruppen. Sie brauchen viel Zeit für sich selbst, um ihre Batterien wieder aufzuladen. Kellerkinder also.

Aber wir wollen es nicht übertreiben. Introversion und Extraversion sind die beiden äußersten Punkte einer Skala, quasi der Schaft und die Spitze eines Lichtschwertes. Die wenigsten Menschen befinden sich genau an einem Ende. Die meisten sind irgendwo ausgeglichen in der Mitte davon anzusiedeln. Der Nerd, der seine meiste Zeit vor dem Computer, beim lesen von Büchern oder nähen von Cosplay-Kostümen verbringt, statt beim Party machen und auf Familienfeiern, ist meist deutlich introvertiert. Und das sind viele Nerds, von Marc Zuckerberg über H.R. Giger und J.K. Rowling bis hin zu George Lucas.

Aber genauso gibt es auch extravertierte Nerds, die offen von ihren schrägen Hobbies erzählen, andere davon begeistern oder bei Rollenspielen ihrer Extraversion freien Lauf lassen. Man nehme nur Quentin Tarantino, Steve Jobs, Microsoft-Chef Steve Ballmer, Adam Savage von den Mythbusters oder die Schauspielerin Felicia Day.

Der Nerd-Detektor, die Big Five

In der nerdigen Welt der Wissenschaft gelten die Big Five seit mehr als 20-Jahren als das Non-Plus-Ultra, als weltweit anerkannter Standard, als die beste Möglichkeit unsere Persönlichkeit zu beschreiben. Sozusagen der iPod der Persönlichkeit. Ihre wichtigsten Wegbereiter waren in den 80ern die Wissenschafts-Nerds Lewis Goldberg, sowie Paul Costa und Robert McCrae.

Die fünf großen Persönlichkeitseigenschaften Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und emotionale Instabilität haben noch weitere Unterkategorien und Ableger, sozusagen Spin-Offs und Fanfiction. Wie bei Star Wars gibt es hunderte Publikationen zu den Big Five, wovon der Großteil nerdig-wissenschaftlich ist, weswegen sie wissenschafts-unbefleckten Muggeln meist nur aus Zeitschriftenartikeln über diverse Studien bekannt sind, z.B. zur Entwicklung der Persönlichkeit im Lauf des Lebens oder über kuriose Dinge, z.B. was unsere Zimmereinrichtung oder der Tanzstil über unsere Persönlichkeit aussagen.

Nerds unite!

Irgendwann wird auch das Nerdigste zur Normalität: Menschen mit hoher Offenheit für neue Erfahrungen wurden vor 15 Jahren als Inhaber eines dieser ominösen Internetzugänge oder als Star Wars Fans  belächelt und in die dunkle Freak-Ecke geschoben. Heute ist all dies normal. Mehr oder weniger selbstverständlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Denn das Zeitalter der Nerds ist mitten unter uns: nun wird stattdessen schief angeschaut, wer keine Email hat und nicht weiß, wer Darth Vader ist.

Foto: Flickr User Bayat

nerdiness.de

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